Marine Mammal Research & Conservation im Jahr 2022
Nach einer schweren und herausfordernden Pandemiezeit, während dieser alle unsere Projekte zum Stillstand kamen, fingen wir das Jahr 2022 mit neuen Ideen und Plänen an.
In den ersten Monaten haben wir Erneuerungs- und Verbesserungsideen ausgearbeitet, wie wir Ocean Sounds wieder beleben können. Wir wollten Konzept und Layout verbessern und eine neue Webseite aufsetzen, sowie nach neuen Finanzhilfen schauen.
Jedoch kam alles anders und auch die Herausforderungen vor Ort an unseren Feldarbeitsprojekten waren überwältigend!
Dennoch haben wir es geschafft einiges zu retten, neu aufzustellen und auch neue spannende Kooperationen zu finden, damit Ocean Sounds weitergehen kann.
- Unser neues Projekt in Freiburg
- Marine Wal-Forschungs- und Schutzprojekt in Norwegen
Feldarbeit in Norwegen Juni-August 10.06.-24.08.2022 - Gastvorlesung und Feldarbeit für den Meeresbiologiekurs der Nord University – April 2022
- Ein Seminar für Jugendliche der Oslo International School – September 2022
- Öffentliche Präsentation bei der Zoolys Researcher’s Night in Stormen, Bodø Concert Hall – September 2022
- ASANOR-Konferenz: Podiumsvorsitz für die Sitzung „Walfang, Fischerei und nationale Identität“ – September 2022
- Ocean Sounds e.V. organisierte ein Walspendenfest am 16.09.2022 in Schorndorf
- Ocean Sounds auf der Kunstnacht im Roehm, Schorndorf 17.09.2022
- Projektentwicklung in Raja Ampat Indonesien Oktober – Januar 2022-2023
- Arctic Frontiers: Moving North Conference – Januar 2023
- Highlights für 2023
Unser neues Projekt in Freiburg
Gleich zu Anfang des Jahres gingen wir eine neue Kooperation zur Wissenvermittlungs mit Kulturwissenschaftlerin Dr. Marion Mangelsdorf und Musiker Christian Billian an der Universität Freiburg ein. Gemeinsam haben wir die Idee und das Konzept für eine binaurale Performance „Dive-In“ für den Welttag der Ozeane an der Univeristät Freiburg (07.-10.06.2022), entwickelt. Das Ziel war es Musik binaural mit den Lauten der Wale zu kombinieren und daraus eine tiefgreiffende Geschichte zu erzählen, die die Menschen ergreifen und zum Handeln bringen soll. Es wurde sowohl inhaltlich das Verhalten der Wale und Menschen, als auch die Gefahren durch menschengemachten Lärm klar präsentiert. Das ganze wurde am Tag der Ozeane durch eine Tanzperformance und mit anschließenden Diskussionen, weiter vertieft. Diese Zusammenarbeit wollen wir weiterführen und noch vertiefen, es bleibt spannend!
Wal-Forschungs- und Schutzprojekt in Norwegen
Feldarbeit in Norwegen Juni-August 10.06.-24.08.2022
Die letzte gute Forschungsaison in Norwegen war 2020, danach war pandemiebedingt Pause und die Feldarbeit und Datenanalysen kamen zum Erliegen. Doch wir waren fest motiviert, alles wieder aufzubauen und weiterzumachen. Es gab viel zu tun, alte Daten mussten sortiert und analysiert werden und das Boot und Equipment mussten startklar für die Saison gemacht werden. Aber das hat sich gelohnt: Schon die ersten Forschungstouren im Juni brachten wertvolle Walsichtungen, der erste wal, der sich uns gezeigt hatte war ein Buckelwal! Der wurde unser Wal des Jahres! Buckelwale sind seltene, aber frequente Besucher des Vestfjordes, immer wieder können Einzeltiere, wie unseres, oder Mutter-Kalb Paare gesehen werden. Bei ihrer Wanderung weiter in den Norden, suchen sie im Sommer bis Winter Futter, wie zum Beispiel Schwarmfische, wie Heringe. Zwischen Januar und Februar ziehen sie dann in den Süden bis zu den Kap Verden Inseln, um ihre Jungtiere zu gebähren. Ab Juni sehen wir sie dann wieder im Vestfjord, hoch im Norden!
Auch im Vestfjord, in den tiefen Gewässern waren die Langflossen Grindwale angekommen. Sie kommen häufig im Mai schon in grossen Gruppen und werden bis Ende Juli immer wieder gesichtet. Sie ernähren sich hauptsächlich von tieflebenden Tintenfischen.
In den üppigen Schärengärten vor Bodo trafen wir lokale Kegelrobben und Schweinswale, die die dortigen Kelpwälder bevorzugen, um Beute und Schutz zu finden. Die Klanglandschaften dieser Schären Ökosysteme sind voller Krebs und Fischlauten und alles andere als ruhig.
Wir sahen auch regelmässig Zwergwale, mit 9 m Länge sind es die kleinsten der Bartenwale. Auch sie kommen, wie andere Bartenwale nach einer langen Wanderung aus südlichen Gewässern, im Sommer in die Artkik, um zu fressen. Diese Begegnungen sind für uns immer ambivalent, da die Zwergwale, genau wie alle Robben, leider noch immer kommerziell in Norwegen gejagt werden und wir nichts tun können, um das zu stoppen.
Am ersten Juli sollte uns jedoch ein ganz spezieller Gast vor die Linse schwimmen: ein Blauwal!! Blauwale wurden seit der Ausrottung durch den Walfang nicht mehr regelmässig im Vestfjord gesehen und das war eine Sensation! Blauwale sind mit 33 m und 150 Tonnen die grössten Säugetiere auf der Erde und sie sind vom Aussterben bedroht, da sie sich nie von der starken Dezimierung durch den weltweiten Walfang erholen konnten. Mittlerweile sind sie geschützt, jedoch machen Ihnen Überfischung, Schiffsverkehr, Unterwasserlärm, die Verschmutzung der Meere (Plastik, Chemikalien usw.) und der Klimawandel sehr zu schaffen. Ob die neuen Sichtungen im Vestfjord eine Erholung des Bestandes bedeutet oder eine Verschiebung der Wanderungsrouten, kann noch nicht gesagt werden. Wir hoffen darauf, dass sich der Besatnd der Blauwale wieder erholen kann und dafür setzen wir uns ein.
Unsere Sommergruppen der Orcas auf den Lofoten haben sich jedoch in diesem Jahr rar gemacht und selbst nach intensiver Suche haben wir sie nicht gefunden und es gab nur sehr wenige Sichtungen. Warum das so war, können wir nicht sagen, es gab immer mal wieder Jahre, in denen wenige Orcas gesichtet wurden. Nur ständige Beobachtungen und Sichtungsmeldungen können uns helfen, die Variationen zwischen den Jahren zu verstehen.
Wir sind auf Mithilfe angewiesen, bitte helft uns und meldet Sichtungen von Meeressäugern in Norwegen (mit link zur Bibliothek), ruft uns an oder schreibt uns.
Dazu entwickeln wir gerade eine mobile App, die wir im Sommer 2023 einsetzen wollen. Diese Sichtungs App wird es einfacher machen, Wale und andere Meeressäuger Sichtungen an uns zu melden und mit uns in Kontakt zu treten.
Genaueres folgt bald!
Während der Saison hatten wir aber auch sehr viel Pech mit unseren Hydrophonen und Verstärkern und wir konnten nur wenig Lautaufnahmen machen und somit unsere wichtige Arbeit von Kommunikation und Lärm im Meer nicht vervollständigen. Auch das Wetter im Norden war sehr kalt und stürmisch während der Sommermonate und wir mussten oft unsere Ausfahrten abbrechen oder aussetzen. Alles in allem war es ein herausfordernder Neuanfang unserer Arbeit, aber wir lassen uns nicht beirren und werden auch 2023 wieder aufs Vestfjord fahren und nach Meeressäuger schauen und hoffen auf Eure Unterstützung!
Desweiteren haben wir unsere Kooperation mit der Nord Universität in Bodö wieder aufgebaut und planen dort den Meeressäugerbiologie Kurs wieder zu unterrichten, vielleicht schon ab Januar 2024. Wir bauen zur Zeit auch unseren Meeressäuger Club für Studierende an der Nord Uni wieder auf. Mehr dazu folgt bald! Ab September war bei uns dann Datenanalyse und Fundraising dran und wir freuen uns auf eine neue gemeinsame Feld-Saison ab Mai 2023.
Gastvorlesung und Feldarbeit für den Meeresbiologiekurs der Nord University – April 2022
Im April wurde Ellyne Hamran von Ocean Sounds eingeladen, den Studierenden des Meeresbiologiekurses an der Nord University in Bodø einen Gastvortrag über die Biologie und den Schutz der Meeressäuger zu halten. Die Studierenden zeigten großes Interesse und waren sehr gespannt darauf, mehr über die 13 einheimischen Meeressäugerarten zu erfahren, und lauschten aufmerksam ihren Lauten. Anschließend stellten sie viele Fragen und wollten unbedingt mit uns auf das Boot hinausfahren.
Aufgrund des unvorhersehbaren Wetters im April mussten wir die Feldarbeit mit dem Boot auf das Wochenende verlegen. Unser Boot war voll, nachdem sich die Studierenden angemeldet hatten und waren wirklich begeistert, an Bord zu kommen und nach Meeressäugern zu suchen. Wir begannen mit einer Einführung in unsere Forschungsmethoden zur Datenerfassung und machten hochwertige Fotos mit einer professionellen Kamera und einem langen Objektiv für die Foto-ID. Wir setzten das Hydrophon ein, und die Studierenden konnten im Fjord lauschen, wir hörten Boote und etwas Wind und Wasserbewegungen. Das Wetter zog an und wir mussten zum Hafen zurückkehren und die anderen Studierenden ins Boot holen. Am Ende hatten alle einen großartigen Tag auf dem Boot, und wir freuen uns darauf, dies im nächsten Jahr zu wiederholen.
Ein Seminar für Jugendliche der Oslo International School – September 2022
Im September waren 16-jährige Jugendliche der Oslo International School auf dem Weg zu einer Klassenfahrt zu den Lofoten und wollten sich mit uns bei Ocean Sounds treffen. Sie wollten mehr über unsere Forschung und die Wale erfahren. An Bord der Hurtigruten kam Ellyne und hielt ein Seminar für die 40 Schüler und ihre Lehrer/Mitarbeiter. Die Schüler waren sehr interessiert an den Informationen, stellten viele Fragen und waren gespannt darauf zu erfahren, wie Wale kommunizieren.
Als das Thema Walfang in der Präsentation aufkam, waren die Schüler überrascht, dass dies in Norwegen betrieben wird. Ich fragte die Klasse, wie viele von ihnen wussten, dass es hier Walfang gibt, und nur ein paar hoben die Hand, die anderen schienen schockiert. Vielleicht gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Leben im Norden und in Oslo, oder weil sie Jugendliche sind oder aber auch weil es eine internationale Schule war. Auf jeden Fall waren die Schüler besorgt, und sie waren gegen den Walfang.
Den Schülern hat das Seminar sehr gut gefallen, und viele haben am Ende Fragen gestellt. Im Anschluss daran haben sich die Schüler mit uns in Verbindung gesetzt, um ein Schulprojekt durchzuführen, und sie würden gerne als Freiwillige mithelfen – wir hoffen, dass wir das in naher Zukunft tun können.
Es ist wichtig für die Zukunft des Ozeans und dessen Lebewesen, schon in jungen Jahren das Interesse an Meeresschutz und -forschung zu wecken. Unsere Ziele sind nicht nur neue Forschungsergebnisse, sondern auch die Weitergabe und Aufklärung der Öffentlichkeit, um das Bewusstsein zu schärfen und andere zum Handeln und zum Schutz aller Meeresbewohner, einschließlich der Wale und des Ozeans, zu inspirieren!
Öffentliche Präsentation bei der Zoolys Researcher’s Night in Stormen, Bodø Concert Hall – September 2022
Jedes Jahr im September finden die Forschungstage statt, mehrere Tage, an denen die Universität und andere Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um Veranstaltungen und Tage der offenen Tür für die Öffentlichkeit zu organisieren. Dieses Jahr waren wir Teil der Abendveranstaltung Zoolys, einer vertikalen Zooplankton-Wanderung, die von NorthSciComm veranstaltet wurde.
Ellyne Hamran von Ocean Sounds hielt einen Vortrag über die Kommunikation von Walen und stellte der Öffentlichkeit die lokalen Meeressäugerarten vor. Es gab auch zahlreiche Vorträge von Forschern der Universität Nord. Die Öffentlichkeit war eingeladen, an dieser kostenlosen Veranstaltung teilzunehmen, die einen Raum für Präsentationen in der Nähe der Bar mit lokal gebrautem Algenbier und anderen Cocktails zum Thema Meer bot.
Im großen Konzertsaal wurde der Animationsfilm Zoolys gezeigt, der die vertikale Wanderung von Zooplankton veranschaulicht. Auf der Grundlage von Meeresforschungsdaten und 3D-Animationen wurde ein größeres Bild dieser kleinen Organismen geschaffen, und es gab sogar den Besuch eines Wals!
Ellynes Präsentation fand großen Anklang, und viele Besucher wollten mehr darüber erfahren, wie Wale kommunizieren. An diesem Abend waren sowohl Vertreter der Universität als auch von anderen Konferenzen und viele Menschen aus der Öffentlichkeit, die nicht in der Wissenschaft arbeiten, anwesend. Es war ein toller Abend mit vielen interessanten Vorträgen und einem Film. Es war ein guter Ort, um Kontakte zu knüpfen, Fragen zu beantworten und sich einfach zu unterhalten und über den Ozean zu sprechen.
Es hat uns Spaß gemacht, unser Wissen mit der Öffentlichkeit zu teilen, und wir freuen uns schon auf die nächste öffentliche Veranstaltung, um es mit allen zu teilen!
ASANOR-Konferenz: Podiumsvorsitz für die Sitzung „Walfang, Fischerei und nationale Identität“ – September 2022
Ebenfalls im September wurde Ellyne Hamran von Ocean Sounds eingeladen, den Vorsitz des Panels für die ASANOR-Konferenz in Bodø zu übernehmen, einer Mischung aus „Literatur, Geschichte, Politikwissenschaft, Linguistik und Kulturwissenschaften, die die Rolle des Meeres in der amerikanischen Erfahrung untersuchen“. Die Sitzung befasste sich mit Walfang, Fischerei und nationaler Identität, was für uns etwas Neues und Interessantes darstellte, an dem wir teilnehmen konnten.
Es begann mit den Berichten über einen reisenden Wal, der in den 1800er Jahren im Mittleren Westen Amerikas ausgestellt wurde, als ein großes Wesen, das fast als Bestie bezeichnet wurde. Dann folgten Lieder von Arbeitern des Meeres, in denen Fischfang, Protest und Feiern im Laufe der Zeit zum Ausdruck kamen. Der letzte Vortragende war ein Anwalt, der die rechtlichen Konzepte des Besitzes in Moby Dick und im norwegischen Recht untersuchte. Es war eine interessante Perspektive gegen den Walfang und wie wir einen Wal aus dem Meer als Besitz beanspruchen können.
Die Diskussion war faszinierend, da wir die Ideen hinter diesen Präsentationen weiter untersuchten und sich hauptsächlich auf die letzte Präsentation über den Besitz konzentrierten. Es war eine schöne neue Erfahrung mit vielen internationalen Menschen.
Ocean Sounds e.V. organisierte ein Walspendenfest am 16.09.2022 in Schorndorf
Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal ein Walspendenfest im Glashaus, in Schorndorf organisiert. Dazu haben wir Töpferin Susanne Schuck eingeladen, die mit den Kindern Wale kreierte und es gab auch Musik und Tönen mit Musiker Ralph Gaukel zu unseren Walklängen. Der Abend ging dann weiter mit der Begrüssung von Biologin Dr.Heike Vester, unserer Gründerin und 1.Vorstand des Vereines. Es gab einen spannenden Ocean Sounds Krimi mit Herr Krohberger und sein schlechter Einfluss, der jeden fesselte! Gefolgt wurde dieser von einem Projekt Vortrag über die Walschutzprojekte von Ocean Sounds von Dr. Vester. Das Ganze wurde dann abgerundet durch eine Versteigerung von Sachspenden, die wunderbar und humorvoll von Andreas Schuck durchgeführt wurde.
Wir bedanken uns bei allen sehr herzlich, für das ehrenamtliche Engagement und Spenden, vor allem geht das Dankeschön an unsere Künstler! Wir bedanken uns auch für all die Spenden!
Das Fest war ein Erfolg und wir wollen es 2023 wiederholen und auch dann in einem grösseren Rahmen!
Ocean Sounds auf der Kunstnacht im Roehm, Schorndorf 17.09.2022
Am drauffolgenden Tag, am 17.09.2022 waren Ocean Sounds und Ralph Gaukel von Goanna auf der Kunstnacht in Schorndorf in den Räumen von der Topas Heilpraktikerschule (Simone Schad) im Roehmareal zu hören und sehen. Heike stellte unsere Walsoundbibliothek mit Geschichten, Informationen und Walklängen vor. Diese Vorstellung wurde von wunderbarer akustischer Musik, im Einklang mit den Walgesängen, von Musiker Ralph Gaukel begleitet. Ein Durchgang ging 2 Stunden und die Leute waren so fasziniert, dass sie zum Teil die ganze Zeit bei uns verbrachten und sich in tiefe Diskussionen verstrickten. Die Musik von Ralph Gaukel hat den Vortrag noch erheblich vertieft und angenehmer gemacht, die Zuschauer waren sichtlich berührt.
Wir danken Simone Schad, Evi Leitner und Ralph Gaukel für Ihre tolle Unterstützung an diesem Abend.
Wir danken auch für all die Spenden!
Projektentwicklung in Raja Ampat Indonesien Oktober – Januar
Nach einer 4 jährigen pandemiebedingten Pause, konnten wir endlich wieder nach Raja Ampat, in Indonesien reisen, um uns um unser dort liegengebliebenes Walschutzprojekt zu kümmern. Wegen der Corona Pandemie kamen alle Aktivitäten dort zum Erliegen und einige Mitglieder haben sich von unserer Partnerorganisation Yayasan Suara Samudera Indonesia (YSSI) verabschiedet. Da dies unbezahlte Stellen waren und der indonesische Staat die Regeln für die Handlungsfreiheit der Tier- und Umweltschutzorganisation vom Ausland und Inland stark eingegrentzt haben, wurde es unmöglich Personen zu finden, die diese Positonen übernehmen wollten. Außerdem hat sich die Situation vor Ort in Raja Ampat auch geändert. Nach mehreren Besuchen bei anderen Organisationen und Betrieben wurde schnell klar, dass unser Walschutzprojekt mit enormem Aufwand und Resourcen aufgebaut werden müsste und unsere Handlungsmöglichkeiten aber extrem eingeschränkt wären. Nach drei Monaten haben wir uns schweren Herzens entschieden, die Organisation (YSSI) und somit das Walschutzprojekt aufzugeben. Wir danken allen Freunden und ehrenamtlichen Helfern sehr für Ihre Unterstützung und wir hoffen, dass wir in Zukunft wieder zusammenarbeiten können.
Wir wurden vor Ort von der Organisation „Child Aid Papua in Raja Ampat Indonesia“ eingeladen und verbrachten einige Wochen in deren Camp und Schule. Dort werden Kinder von den benachbarten Dörfern unterrichtet und so auf ein hohes Niveau des schulischen Abschlusses gebracht. Wir haben die Walsoundbibliothek den Kindern in der Umweltklasse vorgestellt und sie waren sehr gut und begeistert. An den nächsten Tagen gab es noch Hörproben mit dem Hydrophon und einige Ausfahrten mit dem Boot, um Wale und Delphine zu studieren. Da unser Projekt sehr gut von den Kindern und Organisatoren aufgenommen wurden haben wir vor, den Kontakt zu behalten und Aufklärungsarbeit sowie kleine Projekte mit der Fotoidentifikation von den lokalen Delphinen durchzuführen. Und eventuell spätere Besuche einzuplanen.
In der letzten Woche der Reise, kam noch ein wichtiges Treffen mit den Wissenschaftlern an der Politechnischen Universität in Sorong Zustande. Als Gast an der Universität hatten wir die Möglichkeit die Welt der Wale und ihren Klangwelten mit unserer Walsoundbibliothek vielen Studiereden vorzustellen und sie fanden das Thema Wale und Unterwasserlärm sehr spanned. Die Diskussionen mit dem Rektor und den Professoren (Dr. Kadarusman) verliefen sehr erfolgreich und eine neue Kooperation hat sich herauskristallisiert. Das Walforschungs- und Schutzprojekt kann hoffentlich dadurch in West Papua weitergeführt werden. Wir halten Euch auf dem Laufenden!
Arctic Frontiers: Moving North Conference – Januar 2023
Ende Januar fand in Tromsø, in Nordnorwegen, die internationale Konferenz Arctic Frontiers statt. Die Hauptthemen waren: „Norden in Bewegung“ (wie Klimawandel und Geopolitik die Entwicklung der Arktis beeinflussen), „Lebensmittel in Bewegung“ (wie sich die Veränderungen auf Mensch und Umwelt auswirken), „Bewegung in den und aus dem Norden“ (Fluktuation der Menschen), „Energie – Bewegung zu gemischten Lösungen“ (Energieentwicklungen und Landnutzung) und „Wissenschaft – Bewegung in der realen Welt“ (wissensbasierte Entscheidungen). Politiker, Wissenschaftler, Lobbyisten, Geschäftsleute und Vertreter indigener Gemeinschaften aus der Arktis und außerhalb der Region kommen zusammen, um diese Themen zu diskutieren.
Ellyne Hamran wurde eingeladen, an der Seminardiskussion über das kumulative RISK-Management der marinen Ökosysteme des hohen Nordens mitzuwirken. Ziel der Sitzung war es, Wissenschaftler, Manager und Interessenvertreter aus den Bereichen Fischerei und Schifffahrt, die in den vom Klimawandel betroffenen Ökosystemen des hohen Nordens tätig sind, zusammenzubringen. Es war ein gelungenes Seminar, das viele Punkte der Auswirkungen auf die Meeresumwelt ansprach.
Der Vertreter der Fischereibehörde bedauerte, dass die Schleppnetzschiffe nicht auf umweltfreundliche Motoren umsteigen werden, da Hybrid- und Elektromotoren nicht für Trawler geeignet seien. Er erwähnte zwar, dass einige Fischereifahrzeuge mit Hybridmotoren ausgestattet sind, aber es schien nicht genug grüne Anreize zu geben, um mehr Schiffe dazu zu bewegen, umweltfreundlicher zu werden.
Als das Thema Lärm angesprochen wurde, war es überraschend, dass der Vertreter der Fischerei aus Norwegen nichts von diesem Problem für Meeressäuger wusste. Er wurde darüber informiert, und es bleibt zu hoffen, dass diese Diskussion und weitere in Zukunft dazu beitragen werden, dieses Problem und die mangelnde Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und Fischern zu entschärfen. Es wäre von Vorteil gewesen, einen Vertreter der norwegischen Öl- und Gasindustrie dabei zu haben, um unsere Fragen zu stellen und eine Diskussion über die Auswirkungen von seismischen Aktivitäten auf Meeressäuger zu führen.
Das Thema Lärm war ein wichtiges Thema während des Seminars, was dazu führte, dass viele Teilnehmer mehr darüber diskutieren wollten. Wir wurden gebeten, für das nächste Jahr ein Seminar zum Thema Lärm vorzuschlagen, und wir sind uns einig, dass dies von Nutzen sein wird. Es ist wichtig, diese Diskussionen mit Wissenschaftlern und Vertretern aus der Industrie zu führen, denn sie werden hoffentlich zu einem besseren Management der Meeresumwelt beitragen.
Highlights für 2023
SWR „Wer sagt die Wahrheit“ wird Dr. Vester als Gast auftreten
26.04.23 Ocean Sounds Vortrag von Dr. Heike Vester, organisiert von den Naturfreunde und SPD in der Künkelin Halle in Schorndorf
Mai-September Feldarbeit in Nordnorwegen mit Ocean Sounds in Norwegen
September – Oktober 23 Segeltörn in der Biskayabucht Dr. Kaupke zur Erforschung der Schwertwale vor Ort Und noch vieles mehr….